In diesem Jahr fuhr ich ca. 120 Tage mit dem e-bike zur Arbeit. 38 Kilometer jeden Tag. Und obwohl nur 10 von diesen auf Straßen mit Autoverkehr errollert werden, gibt es diese traurige Statistik.
Dreimal wurde ich als Fotze beschimpft, zweimal drohte man mir mit Schlägen und einmal wurde ich am Kragen gepackt und gefragt, ob ich die Laune verderben wolle.
Die Situation war immer dieselbe: der ausnahmslos männliche Autofahrer nimmt mir die Vorfahrt, fegt mich fast vom Rad. An der nächsten Ampel klopfe ich an die Scheibe und frage immer das Gleiche: Haben Sie gesehen, dass Sie mich gerade fast vom Rad gezogen haben?
Die Fahrer sind keine Jüngelchen mit Nässeschutz auf dem Fahrersitz. Es sind Menschen gestandenen Alters, die ob ihrer Lebensjahre über ein wenig Contenance verfügen sollten.
Jedes einzelne Mal kommt die Wucht dieser ungezügelten sexualisierten Gewalt völlig überraschend und verstört mich zutiefst. Das ist etwas völlig anderes, als mit Tiernamen vermeintlich unterbelichteter Wiederkäuer bedacht zu werden. Die kommen regelmäßig vor, wirken dagegen jedoch wie sanfte Liebkosung.
Natürlich ist die Unsitte, Radfahrer zu übersehen oder ihre Geschwindigkeit falsch einzuschätzen, geschlechtsneutral verbreitet. Menschen mit weniger Testosteron und mehr Gehirn jeden Geschlechts reagieren eher verballert als aggressiv „Nee, wieso?“ „Ich bin doch nur abgebogen“ „Ich dachte, ich bin schneller.“ „Äh…“
Aha. Da kommt der Führerschein aus dem Kaugummiautomaten, aber bösartig sind sie nicht.
Ach ja, einmal hat sich auch jemand einfach entschuldigt Ohne Bla Bla, Diskussion oder Gepöbel. Einfach so. Es gibt Hoffnung.
Der Duden sagt über die Fotze: Substantiv, Femininum, vulgär diskriminierend.