Substantiv, Femininum

In diesem Jahr fuhr ich ca. 120 Tage mit dem e-bike zur Arbeit. 38 Kilometer jeden Tag. Und obwohl nur 10 von diesen auf Straßen mit Autoverkehr errollert werden, gibt es diese traurige Statistik.

Dreimal wurde ich als Fotze beschimpft, zweimal drohte man mir mit Schlägen und einmal wurde ich am Kragen gepackt und gefragt, ob ich die Laune verderben wolle.
Die Situation war immer dieselbe: der ausnahmslos männliche Autofahrer nimmt mir die Vorfahrt, fegt mich fast vom Rad. An der nächsten Ampel klopfe ich an die Scheibe und frage immer das Gleiche: Haben Sie gesehen, dass Sie mich gerade fast vom Rad gezogen haben?

Die Fahrer sind keine Jüngelchen mit Nässeschutz auf dem Fahrersitz. Es sind Menschen gestandenen Alters, die ob ihrer Lebensjahre über ein wenig Contenance verfügen sollten.
Jedes einzelne Mal kommt die Wucht dieser ungezügelten sexualisierten Gewalt völlig überraschend und verstört mich zutiefst. Das ist etwas völlig anderes, als mit Tiernamen vermeintlich unterbelichteter Wiederkäuer bedacht zu werden. Die kommen regelmäßig vor, wirken dagegen jedoch wie sanfte Liebkosung.


Natürlich ist die Unsitte, Radfahrer zu übersehen oder ihre Geschwindigkeit falsch einzuschätzen, geschlechtsneutral verbreitet. Menschen mit weniger Testosteron und mehr Gehirn jeden Geschlechts reagieren eher verballert als aggressiv „Nee, wieso?“ „Ich bin doch nur abgebogen“ „Ich dachte, ich bin schneller.“ „Äh…“
Aha. Da kommt der Führerschein aus dem Kaugummiautomaten, aber bösartig sind sie nicht.

Ach ja, einmal hat sich auch jemand einfach entschuldigt Ohne Bla Bla, Diskussion oder Gepöbel. Einfach so. Es gibt Hoffnung.


Der Duden sagt über die Fotze: Substantiv, Femininum, vulgär diskriminierend.

Heute nach Schwerin

Vom schönen Camp Lewitz nach Schwerin ist nicht weit. Auf dem Weg liegt Plate, ein Straßendorf. Es gibt einen Edeka und einen Netto, je an einem Ende des Örtchens. Sonst gibt es nichts. Der Netto traut sich was. Die Plakatwand misst ca. 2,50 x 2 Meter und zeigt, was wirklich wichtig ist. Viel und kost nix. Dass man das heute klebt, was soll man dazu sagen. Der eingerichtete Hunde Parkplatz verschwindet hinter der Wand mit der Wurst. Man muss Prioritäten setzen.

Der Campingplatz Schwerins liegt am See in der Gemeinde Raben-Steinfeld. Bis hier liefen KZ-Häftlinge aus Sachsenhausen auf ihrem Todesmarsch 1945. Hier mehr dazu:

https://www.below-sbg.de/geschichte/april-1945-todesmarsch-und-waldlager

Heute stehen hier Gedenktafel und Mahnmal am original erhaltenen Straßenstück, auf dem noch die Fahrspuren der Panzer zu sehen sind.

Unser Platz am Wasser bietet romantische Aussicht zu jeder Zeit und den Blick auf Schwerin.

Ritt durch den wilden Osten

Statt Baden und Wandern in Albanien beschert Corona uns eine Radtour durch den Osten unseres Landes.

In Jabel gibt es um 10.00 Uhr kein Frühstück. Es gibt sowieso kein Frühstück, auch zu keiner anderen Zeit. Die einzige Gaststätte bietet Brötchenverkauf, aber jetzt gerade nicht. Am See gibt es Bootsverleih und Snacks, aber erst später. Vielleicht ab 12.00. Kaffee eher nicht. Das erzählt uns Frau Bluhm, die das Unkraut aus ihrer Einfahrt jätet und die ich anspreche. Sie kredenzt spontan ein Frühstück in ihrer Ferienhütte hinterm Haus. So kommen wir zu schwarzen Tomaten aus eigenem Gewächshaus, Haus gemachter Leberwurst und eben solchem Pflaumenmus auf warmen Aufbacksemmeln. Und guten Kaffee mit Prött in der Kanne.

Frühstück bei Bluhms in Jabel

Kurze Mittagsrast an einer kleinen Kirche. Der Mann hat eine Überraschung, es gibt im Nirgendwo ein Lübzer Radler. Fast treten wir auf ein Wespennest. Glück gehabt.

Vom Platzregen überrumpelt werden wir heute mehrmals und im schönen Städtchen Lübz stellt sich die Frage nach Kuchen oder Asia-Imbiss. Wir bleiben länger als gewünscht, denn das Fahrradschloss will sich nicht mehr öffnen.

In Parchim gibt es den Erotik Shop Video Inn seit 30 Jahren. Da war direkt nach der Wende einer auf Zack. Und hinter Parchim das Lewitzcamp. Feierabend nach 85km durch wunderschöne Landschaften.