Potosís Silbermine

4000 Meter über dem Meer zählt Potosí zu den höchstgelegenen Großstädten der Erde, und ohne den Cerro Rico, den reichen Berg, gäbe es sie nicht.

Schon die Inca bauten hier Silber ab, und im Laufe der Zeit erwuchs aus der Bergbausiedlung im frühen 17. Jahrhundert eine der größten Städte der Welt. Heute ist das Silber rarer, Zinn und Zink sind an seine Stelle getreten.

Potosí war über Jahrhunderte ein Symbol für Reichtum, auch heute noch gibt es die Redewendung Vale un potosí, es ist ein Vermögen wert. Die Stadt hat Geschichte. Die muss ich hier nicht aufschreiben, aber das Lesen des Wikipedia Artikels kann ich empfehlen.

Die 175.000 Einwohner sind auch heute noch abhängig vom Reichtum der Mine, und der Cerro findet sich auf jeder bolivianischen Münze.

Heute arbeiten die miñeros in einer Kooperative organisiert, aber immer noch unter desaströsen Bedingungen. Schutzkleidung gibt es nicht, nur Helm, leichte Handschuhe und Gummistiefel. Ca. 30 Arbeiter sterben jedes Jahr, von Ferien können sie nur träumen.

Hier arbeiten auch 14 jährige Jungen und alte Männer. Natürlich ist das verboten, aber das ist nur ein Papier, Bolivien ist ein armes Land, erklärt unser Guide. Und wenn der Vater stirbt, dann muss der älteste Sohn seine Rolle als Ernährer einnehmen. Der alte Mann hat seinen Sohn im Bergwerk verloren, jetzt muss er für seine Enkel sorgen. Die miñeros gehören ausnahmslos zur indigenen Bevölkerung, und sie glauben an die Macht von Pachamama, der Erdmutter, und Tio, den Gott, den Teufel. Tio kommt vom spanischen Wort Dios. Der Konsonant D kommt im Quechua-Alphabet nicht vor, und das -s fiel irgendwann hinten rüber.

Im Berg wird der Glaube ganz praktisch zelebriert: Gottteufel Tio trinkt, raucht und hat einen sehr großen Penis. Mit Mama Pacha gemeinsam hat er einen Sohn, das sind die Reichtümer des Berges. Immer Freitags wird Tio beschenkt, mit Zigaretten und Alkohol. Kein miñero würde seine Frau mitnehmen in den Berg. Pachamama würde eifersüchtig und die Erträge streichen.

Besucht der Ausländer die Minen, tut er das im Rahmen einer Tour. Unser Guide ist ehemaliger Minenarbeiter und wohl heilfroh, jetzt nur noch mit den Touris unterwegs zu sein. Er erklärt uns, welche Geschenke wir den miñeros mitbringen sollen: Cocablätter, Coca-Zigaretten, Alkohol (96 Prozent! Und ja, er wird getrunken. PUR.), und Limonade. Das alles erstehen wir auf dem Mercado de miñeros in Potosí. Hier gibt es auch Dynamit zu kaufen. Die Lunte ist etwa ein Meter lang, das bedeutet knappe vier Minuten bis zur Explosion. Unsere Gruppe möchte keine Explosion im Berg testen, da sind wir uns einig. Und so steigen wir hinab in die Mine: ein Holländer, ein Brasilianer, eine Argentinierin, eine Maurizia und wir.

Ach ja, Potosís Innenstadt ist geprägt durch wundervolle Kolonialbauten, die gut gepflegt werden und seit 1987 als Weltkulturerbe gelistet sind.

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