Majuli

Die größte Flussinsel der Welt im Brahmaputra River, einem der längsten Flüsse der Welt, gelegen im Bundesstaat Assam im abgeschiedenen Nordosten des Landes. Indien geizt nicht mit Superlativen.
Seit 2004 hat Majuli einen Platz auf der Kandidatenliste als Weltkulturerbe der Unesco. Das ist vor allem im hier vorherrschenden Vishnuismus begründet (eine der wichtigsten Richtungen des Hinduismus, die den Gott Vishnu als höchstes Wesen verehrt), der hier lebendig gelebt wird und 65 Hindu-Tempel hervor gebracht hat, die als Kloster, aber auch als Schulen und Treffpunkte genutzt werden. Ca. 150 000 Menschen leben hier.
Der Brahmaputra nagt an den Inselufern und hat bereits 1/3 der Inselfläche weggespült. Majuli ist touristisch noch annähernd unbefleckt, wir erleben ein Naturparadies mit herzlichen Menschen.

Die Fähre von Jorhat nach Majuli fährt dreimal täglich und hat eine detaillierte Beförderungspreisliste. Menschen und Schweine kosten 15 Rupien, Fahrräder, Schafe und Ziegen 10, ein Tuktuk 60 Rupien, ein Jeep incl. Fahrer 706 und ein Elefant mit Mahut 907 Rupien. Ein Korb mit Hühnern und Enten sowie zehn Liter Milch kostet 3 Rupien, 20 Kilo Eier im Korb ebenso. Persönliches Gepäck ist kostenlos.
Wir wohnen in einer süßen Bambushütte und haben abends viel Besuch: Kröten, crickets („echte Grillen“, Langfühlerschrecken), Kakerlaken, Motten und Mücken, Ameisen und irgendetwas unbekanntes krabbelnd im Bett. Ein megadicker, von uns nicht zu identifizierender Brummer macht Geräusche wie ein Helikopter unter der Zimmerdecke, es ist ein Guborua, eine Art Mistkäfer, nur viel größer und lauter als bei uns.
Bevor es dunkel wird, muss alles rein geholt werden, weil es sonst die Affen mopsen.

Die Regierung hat ein „Cycle Cafe“ Projekt ins Leben gerufen, eigentlich eine tolle Sache. Vermietet werden Decathlon Mountainbikes Rockrider 340. Ein Aufkleber verrät uns: Manufactured in August 2017. Die Räder sind alle fratze. Ich probiere drei aus, bei allen dreien funktionieren Federgabel, Gangschaltung und Bremsen zwischen gar nicht und sehr schlecht. Vor Ort ist keiner, der sich mit Kettenschaltungen auskennt, Ersatzteile müssen erst aus Guwahati (400 km) geholt werden, und dann kann keiner sie verbauen. Die Jungs vor Ort im Café sind sehr nett, aber vor allem eines: nette Jungs.
Mit dem ersten Rad kam ich nach kurzer Probefahrt zurück, weil es nicht möglich war, die großen Ritzel zu schalten. Ich bekomme ein anderes Rad und die Anleitung, nicht zu schalten, das ist besser.
Ein Milchkaffee im Cycle Cafe kostet je Tasse 70 Rupien, ein Abendessen für zwei mit Tee im örtlichen Restaurant auch. Nein nein, kein grandioser Kaffee mit tollem Milchschaum: eine Portionstüte Nescafe mit Heißwasser.
Eine Ecke weiter ist eine Fahrradwerkstatt für die klassischen indischen Drahtesel, der Herr hat gut zu tun und macht sein Handwerk liebevoll. Die Räder wiegen eine halbe Tonne, aber sie rollen und es gibt Ersatzteile und Mechaniker.
So verpufft das eigentlich tolle Projekt im aufgeblasenen Hip-Sein und geht völlig an Alltagstauglichkeit vorbei. Es gibt eine schöne Internetseite und eine schon wieder verblichene  Plakatkampagne: Paint the island orange (alle Räder sind neonorange). Schade drum.

Auf Majuli habe ich endlich mal wieder einen Lese- und Yoganachmittag eingelegt, der Mann war auf langer Fahrradtour und hat schöne Bilder von Masken, Menschen und Mönchen  gemacht.

Weil es hier so schön ist, bleiben wir noch einen zusätzlichen Tag auf diesem hübschen Eiland.

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