Leticia

Noch ein Tag in Leticia, größte Stadt hier im Amazonasgebiet. Es gibt wieder Mopeds, Autos, Fahrräder, und die Welt ist wieder laut.

Das Angebot an Restaurants ist riesig, serviert wird überall dasselbe: Huhn mit Reis, Fisch mit Reis, Eier mit Reis. Und oder mit Bohnen. Aber es gibt tolle Limettenlimo, mit und ohne Salzrand, frisch und eiskalt.

Auf dem Friedhof sieht man, wie hier Wohlstand verteilt ist. Anders ausgedrückt: wie wenig Wohlstand hier verteilt ist. Oft muss der mit Edding geschriebene Name reichen auf der Versiegelungsplatte reichen.

Im Hafenkiosk von knapp zwei mal zwei Metern lebt der freundliche Eigentümer selbst auch. Die Toilette ist von außen zugänglich und dient als zusätzliche Einnahmequelle. Für 500 Pesos darf der Reisende sich erleichtern, das entspricht ca. 15 Cent. Außerdem dient der Kiosk als Gepäckaufbewahrung. In der eingezogenen Zwischendecke befinden sich Schlafzimmer und Kleiderstange. Darunter stehen Kühltruhe und Regale mit den zu erwerbenden Kaltgetränken und Keksen. Vor der Tür steht ein winziger Tisch mit Stuhl, seine Wohnküche des Abends, wenn der kleine Hafen verwaist ist.

In unserem Hostel wohnt außer uns Alexander aus dem schönen Sankt Petersburg. Er reist seit sieben Jahren und bleibt drei Monate hier im Ort. Für seine Hängematte im Hinterhof der Familie zahlt er 80 US Dollar im Monat, seine Ernährung besteht aus Reis mit Rosinen. Mit 160 Dollar Pension muss er monatlich zurecht kommen. Wir wohnen dagegen luxuriös im „Gartencottage“, einer Holzplattform auf Stelzen mit Dach. Leider nicht regendicht.

Die Bibliothek ist gut besucht und gut bestückt. Drei Teenies müssen ein Referat über die Gebrüder Grimm halten und surfen hier das Netz leer. Außerhalb dieses Ortes habe ich hier nur einen Menschen mit Buch in der Hand gesehen. Die bevorzugte Freizeitbeschäftigung ist bei dauerhaften 30 Grad und 90 Prozent Luftfeuchtigkeit offensichtlich das Nichtstun, am besten auf einem Schaukelstuhl mit Blick auf Straße und Fernseher gleichzeitig.

Wenn es regnet, geht man in die Kneipe und trinkt viel Bier. Die Musik spielt laut, kein Gespräch ist mehr möglich. Wenn der Pegel stimmt, wird getanzt. Oder man schläft ein. Wo keine Musik ist, plärrt die Glotze. Aber eine ordentliche Fussballkneipe gibt es nicht, so kann der Mann die nun abgeschriebene Meisterschaft seines Vereins nicht live verfolgen. Ich bin schuld, weil ich mir kurz vor dem Spiel BVB – Werder Bremen eine GRÜNE Limo kaufte. Asche auf mein Haupt.

Beim besten Willen: mehr gibt es über Leticia echt nicht zu berichten. Morgen geht es weiter nach Bogotá.

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