Candelária, die historische Altstadt, lange dem Verfall anheim gegeben. Extrem hohe Kriminalität, selbst am Tage wollte keiner durch.
Seit einigen Jahren mausert sich das Viertel. Erst kam die Street Art, dann die Touristen, und so ist Candelaria heute DAS Viertel. Schön pittoresk, nicht zu schön. Und, zumindest tagsüber, safe. Abends erhöht sich die Polizeipräsenz auf drei Beamte per Straßenecke. Den Besuchern soll nix passieren. Wir machen die Bogota Graffiti Tour und werden drei Stunden durch Bogotas Straßenkunst geführt. Hier sprüht auch die weltweite Créme de la Créme der Sprayer. Politisch motiviert oder auch einfach nur der Kunst zugetan. Auch die etablierten einheimischen Künstler bringen ihre Kunst für alle auf die Straße. Auch die mittlerweile 80jährige Beatriz Gonzales hat ihre Kunst drucken lassen und im Stadtgebiet plakatiert. Die Graffiti Tour wird auf Spendenbasis durchgeführt, und ein Anteil des Geldes fließt zu den Künstlern, für Material, Treffpunkte und in Projekte, wie aus der temporären Kunst eine Geldeinnahme werden kann.
Bogotá hat 8 Millionen Einwohner. Aber irgendwie wirkt die Stadt gar nicht so voll. Das mag daran liegen, das erstaunlich viele Straßen im Stadtgebiet gesperrt sind für den Autoverkehr. Daneben gibt es über 300 Kilometer Fahrradstraßen. Nicht so armselige Fahrradrandstreifen wie bei uns, sondern eigens angelegte Straßen in beide Richtungen. Und sie werden gut genutzt. Das ist schlau, denn wer hier Auto fährt, kann eigentlich besser laufen.
Wir sind in Kultur unterwegs. Am besten gefällt mir das Museo Botero. Fernando Botero spendete seine Werke unter der Bedingung, die Kunst für alle zugänglich zu machen, ohne Eintritt. Neben seinen 200 Werken und Gemälden gibt es auch Kunst von Picasso und Max Ernst. Boteros Version der Mona Lisa könnte ich klauen.
Wir lassen uns treiben durch die Stadt trinken eimerweise Orangensaft und Aromatica, ein frisch angesetzter Früchtetee oder Grog, je nachdem. Bogotá? Find ich gut.
Yeah, heute ist deine Postkarte , abgestempelt in La Paz , angekommen. Mil gracias. Das Motiv hat mich sehr erfreut. Die Esquina Homero Manzi kenne ich natürlich auch. Woher hast du eigentlich meine Adresse? Ihr müsst in Kolumbien unbedingt einen Smaragd finden. Die sind sooooo schön und auf der Mineralienmesse zu bestaunen. Die Leuchtkraft ist unglaublich. Falls ihr einen Klunker entsprechender Größe findet, ist das Sabbatjahr dann bezahlt . Aber die Abbauorte und die Wege dorthin werden mit Maschinengewehren überwacht und teilweise auch geheim gehalten. Da fährt auch kein Bus hin. Dass man sich in Bogotá so frei bewegen kann, ist phänomenal. Vor ein paar Jahren noch konnte man sich als Ausländer dort nur mit dem Taxi tagsüber bewegen und sich abends in die mit Wachpersonal gesicherten und eingezäunten Wohnviertel zurückziehen. Die Info habe ich aus erster Hand. Wie gut für das Land. Abrazo grande y besos!