Dores, Miguel, Ismaila

Die Madeirer sind mir sehr sympathisch. Das liegt auch an den bunten Lebensläufen. Und sie lieben ihre Blumeninsel.

Dores, unsere Landlady, eine kleine Gestalt mit fast faltenfreiem Gesicht und 79 Jahren auf dem schmalen Buckel. Wir unterhalten uns in…nun ja, fast einer Geheimsprache. Sie spricht drei Brocken Englisch und ich drei Spanisch.  Mit portugiesischer Socke im Mund verstehe ich, sie führte ein bewegtes Leben. Als achtjähriges Mädchen wanderte die Familie aus. Madeira war sehr arm und Venezuela reich. Dort heiratet sie und bekommt zwei Kinder. Einen Venezolaner? Aber nein, wo denke ich hin, einen echten Portugiesen natürlich! Ihre Tochter heißt Doris. Der Mann bestand auf diesen kleinen Unterschied, sonst weiß ja keine, mit wem er spricht. 
Ende der 70er, 40 Jahre weiter, kehrt die Familie zurück nach Madeira. Es reicht das Geld, ein kleines Hotel zu übernehmen.
Mit 79 würde sie jetzt lieber auf dem Sofa die Füße hoch legen und ausruhen. Das geht nicht, die Bank will bedient sein. So sorgt sie jeden Morgen für das Frühstück ihrer Gäste. Wer Luxus sucht, sucht besser woanders. Hier verwöhnen die Innenstadt-Lage, die sehr herzlichen Menschen und die individuellen, auch einheimischen Gäste. Alle fühlen sich wohl, denn Dores ist eine Seele von Mensch.

Morgenaussicht

Miguel ist 40. Auch er suchte sein Heil in der Ferne und kam schnell zurück. Zwei Jahre mixte er in Südafrika Longdrinks. Heute zeigt er Touristen seine Insel. Fast genießt er die Stopps mehr als seine Gäste, er zeigt SEIN Madeira, nicht irgendein Madeira. Miguel, muito obrigada. Und wer empfahl ihn? Landlady Dores.

Ismaila (sprich Ischmaila) treffe ich an der Bushaltestelle an der Bar Bom Succeso. Dort endet mein Wanderweg, sie sieht mich von weitem und freut sich schon auf Gesellschaft, denn es dauert noch 15 Minuten, bis der Bus nach Funchal kommt. Ismaila ist aus Angola und war Bankkauffrau. Mit zwanzig lernt sie ihren Mann kennen, einen Madeirer. Er arbeitet auch in der Bank, man sieht sich, dann telefoniert man, und irgendwann bringt er sie zunächst nach Lissabon, denn Madeira scheint ohne Zukunft. Auch er kommt zurück, sobald es möglich ist und Arbeit gibt. Sie sind seit 50 Jahren verheiratet.
Ismaila ist 72, sehr schick und schön geschminkt. Sie ist Zeugin Jehovas und gibt mir eine Visitenkarte mit einem Gutschein für einen kostenlosen Bibelkurs. Ich soll, wenn ich in Deutschland jemanden kenne, der auch ihrer Gemeinschaft angehört, die Karte weitergeben mit unbekannten Grüßen.
Wir verabschieden uns in Funchal mit  herzlicher Umarmung und Küsschen, haben uns blendend unterhalten und hoffentlich auch etwas richtig verstanden im Kauderwelch aus drei Sprachen.

Levada do Bom Soceso

Sie alle lieben ihre Insel und sind froh, wieder da zu sein. Kann ich gut verstehen. Könnte ich hier leben? Ja. Urban, Kultur, Natur, extrem geiles Klima. Und Yoga gibt es auch 🙂

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