Von Puerto Montt nach Puerto Natales. Drei Nächte und vier Tage auf der Fähre. Eine Kabine mit 22 Menschen. Aber irgendwie auch nicht. Der Dorm ist immer zu Viererbetten zusammen gepackt. Also eigentlich eine Viererkabine ohne Tür. Dafür mit Vorhang.
Navimag Ferries war ein Frachtunternehmen, das Öl in den Süden transportierte. Irgendwann wuchs das Interesse der Touristen, dorthin zu reisen, und das merkte man auch bei Navimag. Heute fahren neben den reinen Frachtschiffen auch zwei, die auch je ca. 180 Passagiere aufzunehmen, abhängig von der Anzahl der Crew. Auf unserem Schiff sind es 113 Menschen. Aus Kasachstan, Japan, Chile, Frankreich, Argentinien, England, Belgien, Kanada, Italien, Deutschland…
Das Wrack des Captain Leonidas liegt seit 1968 hier. Transportieren sollte der Captain Zucker von Brasilien nach Valparaiso. Er fand es besser, die Ladung zu verkaufen. Das Schiff sollte sinken, damit ihm keiner drauf kam. Er knallte also auf den Felsen…und hinterließ ein stark frequentiertes Möwenhotel.
Wale gibt es auch zu sehen. Von sehr weit weg, also eigentlich nur die Fontäne. Und selbst die bildet man sich fast ein. Dafür sind die Regenbogen umso schöner. Der Erste kommt zum Warm machen daher, der Zweite vertikal und fein und klar. Der Dritte ist horizontal und einfach nur fett.
Es gibt eine 12 Stunden lange Passage in der zweiten Nacht, die ist im wahrsten Sinne des Wortes zum Kotzen. Sechs Stunden auf einem Teilstück im offenen Pazifik sind sehr unruhig. Aber wenn das geschafft ist, dann kommt der Golfo de Pena. Pena bedeutet Leid. Wer bis jetzt nicht seekrank ist, hat alle Chancen. Brechtüten und Medikamente werden bereit gehalten. Wir haben Glück, das Wetter ist nicht so schlecht. Es rappelt ordentlich, der Chef sagt durch, man solle bitte breitbeinig gehen, und beim Frühstück darf man sein Tablett nicht loslassen. Aber wir leiden nicht.
Ein Besuch auf der Kommandobrücke. Alles ist doppelt gesichert. Zwei Menschen, zwei Maschinen, zwei Navigationssysteme. Und eine tolle Frontalsicht. Falls Delphine oder Wale gesichtet werden, wird das richtige Telefon bedient, und alle können die Kameras zücken. Der Kahn braucht täglich 16 Tonnen Diesel und die Menschen darauf 25 Tonnen Wasser.
In einem Dorf im Nirgendwo ist kurzer Stop. Puerto Eden, dort leben 85 Seelen im Nichts. Also im Gar Nichts. Umgeben von Eis bedeckten Gipfeln. Dass man da leben kann, unvorstellbar.
Ein Absatz für die Yogis unter meinen lieben LeserInnen. Yoga gibt es auch an Bord. Schräg: in diesem rustikalen Ambiente mit verschiedensten Menschen hätte ich jetzt seichtes Hatha Yoga erwartet. Nein, beinhartes Kundalini unterrichtet die Yogini. Zur Yogastunde mit OM-Schal um den Kopf gewickelt statt in Crew-Uniform, peitscht sie die ahnungslosen Touristen durch eine Yogastunde mit Kapalabathi bis zum Abwinken. Die Armen keuchen sich die Seele aus dem Leib. Zur Schlussmeditation schiebt la profesora die halboffenen Augen gen Universum, das Augenweiß tritt hervor, man möchte den Sanitäter rufen. In dieser Umgebung wirkt das einfach skurril, und die Stunde am Folgetag passt besser dorthin. Schön ist trotzdem! Abends bei der Gehmeditation kneife ich, es ist nasskalt, extrem windig und die Gruppe schneckt sich über Deck. Ich bleibe auf dem Sofa, da macht meine Selbstdisziplin schlapp.
Das Beste von allem: von 6.30 bis 21.20 ist Tageslicht.
ich beneide Dich, da wäre ich jetzt auch gern!