Der verrückteste Knast, der weltweit höchst gelegene Regierungssitz auf 3600 Metern, die drittgrößte Stadt des Landes, und ein Netz von Seilbahnen als öffentliches Nahverkehrsmittel.
Am ersten Platz der Stadt stehen neben den Regierungsgebäuden abgesperrte Ruinen und die Uhr am Kongressgebäude läuft rückwärts. Absichtlich, als Zeichen, dass Südamerika nicht dem Norden folgen soll, sondern eine eigene Identität entwickelt und seine eigene Geschichte zu wahren hat.
60 Prozent der Bevölkerung sind Indigen, nur 14 Prozent sind Weiße, immerhin 26 Prozent sind Mestizen. Im Land leben (nur) noch 36 ethnische Gruppen mit 36 Sprachen von ursprünglich über 80. Hier in La Paz spricht man Aymara und oder Spanisch.
Der Präsident Evo Morales hat für die indigene Bevölkerung viel bewirkt, und die Chancen auf seine vierte Wiederwahl stehen mehr als günstig. Doch wie überall auf der Welt: zuviel Macht über zu lange Zeiten machen den Menschen nicht zu einem Besseren.
Der Höhenunterschied innerhalb der Stadt beträgt ca. 1000 Meter, je höher die Lage, umso ärmer die Bewohner. Wir fahren mit dem Teleferico nach oben in die mittlerweile eigenständige Stadt El Alto und sind schon wenige Meter von der Station weg die einzigen Ausländer weit und breit. Wir laufen durch den Gemüsegroßmarkt, durch einen riesigen Freiluftmarkt, auf dem es alles gibt, was man sich denken kann, einen Markt mit Zubehör für abergläubische Opfer-Rituale (z.B. Lama-Föten) und einen lokalen Food-Court. Am Ende kommen wir durch die Straße der Wahrsager, und die ist tatsächlich ein wenig unheimlich. Unterwegs werden wir von einem Herrn feindselig als Gringos beschimpft und eine Dame weigert sich, mir einen Sonnenhut zu verkaufen. Alltagsrassismus auf bolivianisch.
Das Gefängnis San Pedro liegt mitten in der Stadt und zeigt alle Korruption des Landes. Es kostet auch für den Verurteilten Eintritt, zu entrichten an die Wärter. Innen ist es organisiert wie die Stadt draußen, mit eigenem Immobilienmarkt für die Zellen, Läden, Restaurants, besseren und schlechten „Wohnvierteln“. Hier leben neben den Verurteilten auch die Familien samt Kindern. Wie sonst sollte in einem Land ohne Jobs die Frau einen finden, der genügend abwirft, sich, die Kinder und den Mann im Gefängnis durch zu bringen? Und die Insassen tun gut daran, Geld zu haben, denn sonst heißt es Hungern und Frieren. Ein spannendes Buch über das Gefängnis San Pedro: Marschpulver von Rusty Young. Es ist von 2003, und vielleicht haben sich die Zustände seitdem gebessert. Hört man zu bei einer Walking Tour durch die Stadt, scheint das nicht der Fall.
Die Seilbahnen bieten tolle Ausblicke, befördern ca. 30.000 Menschen in der Stunde, fahren 17 Stunden täglich und 365 Tage im Jahr. Sie verändern nicht nur die örtliche Anbindung der höher gelegenen Stadtteile, sondern auch die Soziale.
La Paz. Es gibt noch viel zu erzählen. Morgen…
La Paz, toller Bericht. – Ich bin gerade nach Hause gekommen und hab erstmal in Deine Webseite geguckt, damit ich überhaupt weiß, wo Ihr seid. – Habt Ihr immer Netz? Dann können wir wieder kommunizieren. Umarmung!!!