Cabo de la vela

Auf der Halbinsel Guajira leben die Wayyúu, und die gelten auf dem Festland als etwas furchterregend, nördlich der Stadt Riohacha gilt es für Fremde als nicht sichere Gegend. Es wird geschmuggelt: Sprit kommt hier über Venezuelas Grenze, Kokain wird „reimportiert“. Die nördlichste Gegend Südamerikas.

Das Hinkommen gilt als kleines Abenteuer. Das ist es, aber anders als erwartet. In Palomino geht es los. Irgendwo hinter Riohacha steigen wir in ein Collectivo nach Uribia: 11 Erwachsene, drei Kinder, zwei Hühner, jede Menge Gepäck. Collectivos sind Jeeps mit schmalen Bänken an drei Seiten. Ich nehme die kleine niedliche Mitreisende auf den Schoß. Sie trägt ein süßes Kleidchen. Und sie pullert rein, in meines leider auch, und das ordentlich. Vor Uribia lässt man die Touristen an der Kreuzung raus, denn in die gefährliche Stadt sollen sie besser nicht. Ich such dann mal ein Klo, Kleidung wechseln.

Und noch einmal zwei knappe Stunden durch die Wüste nach Cabo die la vela. Viel Gegend, wenige Menschen. Die Kinder halten Seile hoch und verlangen Wegezoll. Dem Fahrer ist das egal, er fährt durch.

Es gibt kein Trinkwasser, es kann nichts angebaut werden. Der Wasserlaster schiebt sich täglich durch das Dorf, und ALLES muss durch die Wüste hierher transportiert werden. Nur frischen Fisch, den gibt es hier. Cabo de la Vela wird auf Wikipedia und in Reiseführern als Ziel für Öko-Tourismus gepriesen. Das hindert hier niemanden, jede Menge Einweg-Plastik zu nutzen. Und weil man nicht weiß, wohin damit, ziert es rund ums Dorf jeden kargen Strauch.

Ich frage Señor Lukas, unseren Housekeeper. Denn es wird (nicht nur hier, sondern im ganzen Land) oftmals selbst im Restaurant das Getränk in Einwegbechern serviert. Er sagt, aus hygienischen Gründen. Es werden aber doch auch Teller und Besteck gespült und wieder verwendet? Er denkt nach. Dann sagt er: Aus Gewohnheit. Es habe noch nie einer darüber nachgedacht. Am nächsten Morgen bekommen wir unseren Kaffee aus Glastassen. Der Kellner sagt: no more plastic cups. Das wär schön.

Jede Gegend, jeder Landstrich, jede Insel, jedes Land…alle, die den Tourismus für sich entdecken, machen denselben Scheiß. Keiner guckt über den Tellerrand auf all die schlimmen Beispiele, wie man es nicht machen sollte. Die Gegend ist arm, sehr arm, die ärmste im Land. Es gibt keine Müllabfuhr.

Naja, es gibt keinen Grund, warum das Ende der Welt das besser handhaben soll als reiche Industrieländer, in denen sowas wie MC Donalds-„Geschirr“ erlaubt ist.

Noch ist Cabo de la Vela ein Paradies am Ende der Welt, auch für Kite Surfer.

4 Gedanken zu „Cabo de la vela“

  1. Meine liebe Anke, wieso oft frage ich mich auch diesmal, wie kommt man auf die Idee dorthin zu fahren. Nach jedem Reisebericht von dir, weiß ich aber, warum du dort warst und ich bin dir sehr dankbar dafür. Ich kann mir zwar diese ganzen Orte nicht merken, es war aber immer wieder ein Lesevergnügen, von dort etwas von dir zu hören. Ich freue mich dich wieder zu sehen, deine Reiseberichte werden mir aber fehlen . vielen lieben Dank dafür. Lg Marion

    1. Hallo Marion, ich danke Dir. Wenn Ihr gern lest, dann schreib ich doppelt gern. Und ich hoffe ja doch, ich werde nochmal reisen…und schreiben vielleicht auch 🙂 Bis bald

  2. Es macht so Spaß deine Berichte zu lesen. In Indonesien hatte ich auch ein Kind im Collectivo auf dem Schoß. Zum Glück hat es nicht in die Hose gemacht, aber es musste sich übergeben. Es erinnerte mich genau an diese Situation.

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