Es gibt nur eine Möglichkeit, nicht durch zu drehen: Ich tu einfach weiter so, als wäre ich auf Reisen. Ich finds hier gar nicht doof, nur klein, beengt und beengend. Die Freiheit hat ein Ende, der Alltag beginnt.
Der beste Arbeitgeber der Welt kommt mir -unbewusst- zu Hilfe. Meine erste Arbeitswoche nach einem satten Jahr ohne feste Struktur im Leben verbringe ich am Niederrhein. So schwinge ich mich morgens um 6.00 auf die elektrische Fahrrad-Lady und radel die wunderschöne HOAG Trasse bis zur Rheinfähre Orsoy. Als stolze Besitzerin einer Wochenkarte wird man als Stammgast behandelt. Die Überfahrt mit Tagesanfangslicht und Vogelgeschrei, der Kaffeebecher hängt griffbereit am Lenker. Ich liebe Fährfahrten, und in dieser Woche genieße ich täglich zweie. Orsoy ist zuckerniedlich.
Nach insgesamt 23 Kilometern beginnt mein Tagewerk, weitere 23 tragen mich zurück zu Katze und Balkon. Eine lustige Truppe älterer Damen auf der Fähre, kuchensatt aus dem Café auf der anderen Seite des Flusses.
An der Pommesbude genießen zwei Herren ihr Pilschen, ich ein alkoholfreies Weizen. Einer erzählt mir, er muss jetzt Bier trinken. Denn der Gin hat als Grundlage den Wacholder, und der vertrage sich nicht mit seinen Tabletten. Sein Elektroesel trägt einen neongelben Aufkleber: #mehrBumms
(Eines der Dinge, die an Deutschland echt nerven. Überall auf der Welt kann die Kreditkarte Geld abholen. Sparkasse Rheinberg akzeptiert nur hauseigene Karten. Auch das Bezahlen ist überall möglich, selbst den Kaffee für kleines Geld gibt es weltweit mit Karte. Hier erzählt jeder Händler, die Gebühren seien echt zu hoch, das lohne nicht. Und verzichtet lieber auf den Verkauf. Nicht zu glauben. Der local hero stöhnt über die Konkurrenz des Internets und bietet Zahlungsmöglichkeiten wie im Mittelalter.)
Service Wüste Deutschland, geil oder
dort bin ich aufgewachsen anke… als kind kommt die fährfahrt wie ne kreuzfahrt vor 🙂
Heute fahr ich mit den kindern rübba und leg mich an den orsoy-strand :*