Die Hauptstadt Perus ist laut und voll. Eine Schönheit ist sie nicht. 8,5 Millionen Menschen latschen sich auf die Füße, wer es sich leisten kann, fährt Auto. Das allerdings wie eine besengte Sau.
Es gibt eigentlich keinen Grund, Ampeln aufzustellen, und der Fußgänger rennt um sein Leben. Wir wohnen in Miraflores. Viele Bars und nah an der Uferpromenade. Immerhin: Lima hat den Wert der Lebensqualität am Wasser erkannt. Gab es früher unterhalb der Steilküste nur die Autobahn, legt man nun noch eine breite Flaniermeile an mit beleuchteten Fahrradstraßen, Spiel- und Fussballplätzen.
Nee, Lima macht mich nicht an. Das Schönste an der als Weltkulturerbe gelisteten Altstadt ist die großräumige Absperrung, weil eine Demo stattfindet. Einzelne Touristen dürfen passieren, und so habe ich das Herz der Stadt, die Plaza de Armas, samt Kathedrale fast für mich allein. Sehr erholsam.
Das Künstlerviertel Barranco gehörte früher den Reichen und Schönen, die der flirrenden Sommerhitze entkommen wollten und an der Steilküste ihre Häuser errichteten. Die sind gut erhalten oder schön ersetzt, heute gehört Barranco allen, aber vor allem atmet es den Duft der Freigeister und Querdenker.
Zählt man die Hafenstadt Callao dazu, leben noch zwei Millionen Menschen mehr hier. Callao Independencia. Kein Wunder, dass sie nicht dazu gehören wollen, denn Callao ist anders. Schöner. Viel schöner. Gemütlich, und voll mit guten Fischrestaurants und streetart.
Wir müssen uns entscheiden: Peru oder Kolumbien. Ein Jahr ist lang und kurz zugleich, Peru also nur auf Durchreise. Schade eigentlich, die Küche ist bisher die Beste in Südamerika. Chicha Morada, ein Saft aus dunkellila Maiskolben, mit Zimt verfeinert und gekühlt. Limonenlimonade, frisch gepresst, schaumig, kalt. Ceviche. Schmackhaft bereitete Kochbananen und Süßkartoffeln.
Als Land fand ich Bolivien interessanter, widersprüchlicher, traditioneller und rosa durch die gepufferte Brille der Reisenden, die den Alltag dort nicht stemmen muss.