Glanz und Elend. Buenos Aires.
In der Tangostadt muss man auch eine Tango-Show besuchen. Im Barrio Boedo ist seit 1927 die Bar an dieser Ecke, heute heißt sie Esquina Homeromanzi. Homero Manzi war nicht irgendwer, sondern ein berühmter Mann, der als Schreiber vieler berühmter Tangosongs Geschichte schrieb. Ein Tausendsassa der Künste. Die Kreuzung, an der die Bar sich befindet, wurde ihm zu Ehren benannt.
Der Stadtteil hat nichts touristisches, das Etablissement auch nicht. Wer wissen will, wie klassisch und mondän Tango war und ist und sein kann, der sollte hin. Die Band ist extrem geil. Klavier, Kontrabass, Gitarre, Bandoneon, Geige. Wer noch was vor hat: auf der Toilette gibt es Automaten für Zahnbürste und Kondom.
Das Bandoneon ist DAS Tangoinstrument, und erfunden hat es Heinrich Band aus Krefeld. Knipsen ist natürlich verboten! Der Herr am Handy ist der Starsänger des Abends, das wusste ich da noch nicht nicht, aber er war ein schönes Motiv.
Es gibt viele Menschen ohne Heim in Buenos Aires. Anders als bei uns leben hier auch ganze Familien auf der Straße, und die wenigen Habseligkeiten gehören zum Stadtbild, denn auch tagsüber liegen sie dort, wo gewohnt wird, z. B. vor einer Bank. Dort ist es sicher, weil videoüberwacht. Müllsucher klettern in die Container und suchen nach Plastikflaschen, Karton und Brauchbarem. Damit dabei keine Abfälle aufs Haupt fallen, trägt man Warnweste oder hat ein Radio dabei.
Buenos Aires, Du bist laut und dreckig, einnehmend und faszinierend, Deine Menschen haben Würde und gefallen mir sehr.