Anlässlich der Worldpride hat das Metropolitan Museum of Art eine ganz, ganz feine Sonderausstellung, die das Thema modisch aufbereitet: camp. das schwarze Wort auf rosa Untergrund.
camp. Im 19. Jahrhundert erlangte das Adjektiv eindeutig zweideutige Nebenbedeutung. Wie ist es? Camp. …entstand als Teil einer codierten Sprache unter homosexuellen Männern, die ihre Wurzeln im England des 18. Jahrhundert hatte. Der „weibliche Dialekt“ stellte die Sprache einfach auf den Kopf, und Männer wurden zu Frauen, Freunde zu Schwestern und Liebhaber zu Ehefrauen und Ehemännern.
Camp ist das Heldentum der Menschen, die nicht dazu berufen sind, Helden zu sein…mach was damit, ich versteh den Satz nicht. Gesagt hat es Philip Core 1984. Und der hat das Buch geschrieben: Camp. Die Lüge, die die Wahrheit erzählt.
Tom of Finland ist nicht der Name des Bildes, denn das hat keinen. Es ist der Künstlername des Malers, Touko Valio Laaksonen. Der hatte eine Vorliebe für homoerotische Illustrationen von muskulösen Männern. Hier trägt der Zivilist engen Anzug, rote Fliege und blondiertes Haar. Damit zeigt er in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts seine Neigung. Zwischen den beiden Bildern liegen 50 Jahre.
Die Zeiten, in denen ich als Mode-Designerin mein Geld verdiente, sind schon was länger her, ich wünsche sie auch nicht zurück. Aber ich geh immer noch steil, wenn ich wirklich gute Kleidung sehe: Liebe zum Detail, handwerklicher Liebe, geile Schnitttechnik und mit Augenzwinkern entworfen. Weit ab vom Mainstream und dem Tragbaren in dieser uniformen Welt, in dem zwar jeder individuell sein möchte, aber alle gleich aussehen. Der Punkt, an dem Mode Kunst wird, und/oder Protest, politisches Statement, vielleicht Provokation.
Wer auch immer die Ausstellung kuratierte: Chapeau!
Und wir, wie auf all unseren Reisen, rasseln immer zufällig ins Geniale. Aus den Archiven der Großen zusammen gesucht, geliehen und geschenkt an das Museum. Und so süß, wie altbacken heute die Provokation der jungen 90er wirkt.
Mein Favorit: der Anzug von Walter van Beirendonck. Haute Couture für die zweite Kindheit, den Dauerpubertierenden. Für das Alter, in dem wir wieder eine Windel brauche, oder Mann sich einfach traut, einfach ein bisschen bekloppt zu sein.
Und dann war da noch die Handtasche 🙂
Diese Wortgewandtheit!
Du beschreibst auf den Punkt und lässt trotzdem Raum für die eigene Phantasie.
Ich will mehr…
Ich liebe Dich, liebe Angelika
Mein Lieblingsanzug. Vor allem die Schuhe. Und ? Hab ich das Teil jetzt in meinem Kleiderschrank?
Wow….Danke für den Einblick in eine “ andere Welt“ .
Schön geschrieben und merci, dass du NY ein Stück zu uns bringst.